Wienerisch für Nichtwiener

Nix für unguat, aber Wienerisch ist nicht mit dem übertriebenen Proletendeutsch des „Mundls“ zu verwechseln. In der Fernsehserie „ein echter Wiener geht nicht unter“ wurde ein übersteigerter Proletenslang gesprochen wie man ihn so komprimiert praktisch nicht hörte. Viele der Mundlausdrucke, wie das seitdem vielzitierte Nudlaug, wurden erst durch den Autor Ernst Hinterberger dem Durchschnittswiener nähergebracht. Die Sager wie „i hau da a Watschn owa, dass da 14 Tog da Schädl wocklt“ wurden von uns Wienern aber freudig in unser Repertoire aufgenommen.

Das wirkliche Wienerisch hat starke Einflüsse aus den ehemaligen Kronländern und viele Sprachgebräuche und Worte haben ihren Ursprung überhaupt im Alt- und Mittelhochdeutschen.
Wienerisch war jedenfalls zu Kaisers Zeiten definitiv salonfähig. Nicht nur von  Kaiserin Maria Theresia  wurde es gesprochen, sondern auch vom Wiener Hof.  

Dann gibt es, selten aber doch, auch das Schönbrunner Wienerisch, das a bisserl „nasal“ klingt und mit hochdeutschen Worten unterbrochen ist. Das hört man praktisch überhaupt nirgends mehr außer in alten Wiener Filmen.

Ein lebender Dialekt verändert sich laufend und so klingt naturgemäß der Dialekt, den meine Großeltern gesprochen haben in den Ohren ihren Urenkel schon befremdlich.  

Uns Wiener erkennt man aber auch, wenn wir Hochdeutsch sprechen, denn alles klingt ein wenig weicher und verschwommener und so wird das P zum B, das T zum D und das K zum G. 
Ja; mit den Gonsonandn hammas ned a so.

Es zaaht (zieht) sich ein bisserl und die Sprachmelodie leiert zuweilen dem Satzende entgegen.

Zackig klingt es praktisch nie.

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Schmäh
 ist eine charakteristisch humorvolle Art der Unterhaltung in Wien in der sowohl Schwierigkeiten, Unzulänglichkeiten des Lebens aber auch ganz Alltägliches mit heiter ironischer Gelassenheit angesprochen wird. Mit feinem Witz gelingt es so auch ernsthaften Themen noch mit einem Augenzwinkern zu begegnet.

Wer jedoch einen Schmäh führt, der bedient sich dieser Kommunikationsform auch um jemanden hinters Licht zu führen – ihn am Schmäh zu führen – ist also ein Kunstgriff für eine kleine Unwahrheit.

Ob man das dann auch bemerkt – dass man auf der Schaufel steht – ist nicht immer gewiss.
Wirklich bösartig ist es aber nie. 

„OIDA“ – Wie man sich in Wien mit nur einem einzigen Wort in so gut wie allen Lebenslagen verständlich machen kann sehen Sie hier. „OIDA“

Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit wird aber gelegentlich ergänzt. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie ein Wort erwähnenswert erachten.

Anserschmäh bekannter Trick
äusserln den Hund sein Geschäft verrichten lassen
ausg´steckt (is)wird ein grüner Reisigbusch über dem „Heurigen“, um die Öffnung anzuzeigen
BeuschlLunge
BimStraßenbahn
bladdick
BlunznBlutwurst
derweilindessen
ehohnedies
eingspritztalkoholisiert, betrunken
feschgut aussehend
Fiaker sowohl Kutsche wie Kutscher
Fisolengrüne Bohnen
fladernstehlen
Funsn unsymphatische Frau, schwaches Licht
gachjäh, schnell
GfrastSchimpfwort für durchtriebenen Menschen
GfrettSchwierigkeit
Glumpertwertloses Zeug
gneissenerkennen
GogerlnTestikel
GrammelFettgriebe
grantigschlecht gelaunt
Gschisti-gschastiUmstände, Getue, Aufhebens, Unsinn. Redensart: „Måch do um de Gschicht ned so a Gschisti-gschasti!“ (Mach doch um die Geschichte nicht so ein Aufhebens!)
GspritzterWeinschorle, meist ein Achtel Wein mit Soda, auch: dummer Mensch
GspusiFlirt, Liaison
Haberer Freund
Herzkasperl Infarkt
Heuer / heurigDieses Jahr / Diesjährig
Heurigerdiesjähriger Wein, Ausschank des Wiener Winzers
hudelnübereilt, zu schnell handeln, schlampig oder oberflächlich arbeiten 
Redensart: „Nur ned hudeln.“ (Immer mit der Ruhe).oder „Vom Hudeln kumman Kinder!“ 
I-TüpferlreiterPedant
KibererPolizist
KredenzAnrichte
KrenMeerrettich
LeiberlT-Shirt
a Leiberl reissenErfolg haben, gewinnen
leiwand gut, erstklassig
LercherlschaasUnbedeutendes
Marie Geld
MarilleAprikose
Marmeladinger Deutscher
marod kränklich
MaroniEßkastanien
Narrenkastel Immer in Zusammenhang mit schauen: Ins Narrenkastl schauen. den Blick schweifen lassen, ohne einen Punkt zu fixiern; Löcher in die Luft starren, geistesabwesend schauen.
NudelaugDas Nudlauge ist die Harnröhrenöffnung des männlichen Gliedes (auch als „Nudl“ bezeichnet) und ist ein derbes Schimpfwort. Bekannt wurde das Wort durch die Fersehserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“.
nuschelnundeutlich reden
Ober Zahlkellner
Obstleraus Obst hergestellter, oft selbstgebrannter Schnaps
ohdrahtschlau, erfahren
ParadeiserTomate
Powidlmeist ohne Zucker dick eingekochtes Zwetschken- oder Pflaumenmus. Beliebt als als   Fülle für Mehlspeisen.
Redensart: “ Des is mir powidl.“  (Das ist mir egal.)
raunzenklagen, weinen
Ribisl Johannisbeere
Sandler Faulpelz, Clochard
schachernhandeln
scharwenzelnsich beliebt machen, sich einschmeicheln,  sich anschmeißen, sich anbiedern,
SchaasFlatulenz
scheanglnschielen
ScherzlBrotrinde, Anschnitt, Rindfleischsorte
schiachhäßlich
schlampertunordentlich
SchwammerlPilz
SchneebrunzaNicht ernstzunehmender (männl) Mensch
Seidl kleines Bier (1/3 l)
SemmelWeissgebäck, auch: Bier
SpompanadelnUnsinn,Schwierigkeiten, Redensart: „Moch kane Spompanadeln!“ (Mach keine Schwierigkeiten!)
StrizziZuhälter
SturmZustand des Traubensafts zwischen Most und Wein
TopfenQuark
TrafikTabakladen
überhapsungefähr
überwuzelt zu alt
Ungustl widerlicher Mensch
urassenverschwenden
Wampen Bauch
WanDelle
WapplerSchlappschwanz
WatschenOhrfeige
Weckerl Kleingebäck
Wehausgenutzter oder auch feiger Mensch
WiglwoglUnentschlossenheit
wischerlnurinieren
WuchtelBonmot, Ball
Zeller Sellerie
zizerlweisin kleinen Stücken
Zniachtläußerst leptosomer Mensch
Zores Sorgen, Ärger
ZuagrastaNeuansiedler (Zugereister)
ZuckerlBonbon
zuzelnsaugen